Vermeidung von Überforderungen des Pferdes bei Wanderritten
Vermeidung von Überforderungen des Pferdes bei Wanderritten
Veröffentlicht am --Hajo Seifert 11:51, 10. Dez. 2007 (CET)
Überforderung des Pferdes kann viele Ursachen haben. Diese können auch in der Vorgeschichte des Pferdes begründet sein (Aufzucht- und Haltungsbedingungen, zu frühe Ausbildung etc.)
Psychische Überforderung des Pferdes
Pferde sind Gewohnheitstiere und reagieren häufig sehr sensibel auf plötzliche Veränderungen. Sie kommen daher relativ leicht in Stressituationen, die sich u.a. auch durch Widersätzlichkeiten äußern können. An ein Wanderreitpferd werden Anforderungen gestellt, die vom sonstigen Alltag des Pferdes zum Teil erheblich abweichen, und welche zu derartigen Situationen führen können, wenn ein Pferd nicht genügend darauf vorbereitet wurde. So zum Beispiel:
- fremdes Gelände - manche Pferde reagieren panisch, wenn sie sich in fremden Gelände zu weit vom heimischen Stall entfernen
- Reiten in der Gruppe - Reiten in einer Gruppe mit fremden Pferden bedeutet für ein Pferd immer eine Stresssituation! Hier ist eine "Herde" beisammen, in welcher die Rangordnung untereinander und die sich daraus ergebenden Positionen und Herdenaufgaben nicht geklärt sind! Es gibt kaum eine unglücklichere Situation für ein Pferd, welches hieran nicht gewöhnt wurde!
- Der Mensch fordert beim Reiten in der Gruppe eine Position, die das Pferd selbst nicht in einer Herde einnehmen würde
- Das Pferd wird mit neuen Geräuschen und Gefahren konfrontiert, die es bislang nicht kennt (Traktoren und Erntemaschinen, Straßenverkehr, Wild etc.)
- etc. ....
Körperliche Überforderung des Pferdes
Häufiger, aber auch tückischer sind körperliche Überforderungen eines Pferdes, da sich diese oftmals erst viele Jahre später bemerkbar machen! Ein Pferd, das frisch und munter seinen ersten Mehrtagesritt überstanden hat, kann durchaus körperlich überfordert gewesen sein, ohne dass es ihm anzumerken wäre!
Der Grund hierfür liegt bei den unterschiedlichen Trainingszeiten zur Konditionierung eines Pferdes. Es ist leicht und relativ kurzfristig möglich, die Blutkreislauf und die Muskulatur eines Pferdes auf die Anforderungen eines geplanten Mehrtagesrittes mit Tagesstrecken von 25-40 km zu trainieren. Man braucht hierfür nur etwa 3 Monate.
Zum Verhängnis vieler Pferde (insbesondere auch der Sportpferde) dauert es jedoch ungleich länger, Sehnen, Bänder und Knochen entsprechend zu konditionieren! Hier geht man allgemein von 10 - 12 Monaten aus!
Hieraus folgt, dass bei einem zu kurz angesetzten Trainings zwar die Muskulatur (Kraft und Ausdauer) schnell konditioniert wird, jedoch der gesamte Stützapparat diesen Anforderungen noch lange nicht gewachsen ist! Hier kommt es sehr schnell zu einer Überforderung, die sich möglicherweise gar nicht sofort darstellt (z.B. in Form von Lahmheit), sondern unter Umständen erst Jahre später in Form von häufigeren Sehenproblemen, Arthrose, Rückenproblemen etc. Vermeidung von Überforderungen
Das Allheilmittel ist Zeit! Die Zeit, die man benötigt, ein Pferd auf die Anforderungen eines Wanderrittes vernünftig und schonend vorzubereiten, sowohl hinsichtlich seiner Psyche, als auch seiner Gesamtkondition! Nicht ohne Grund sollte man keinesfalls mit einem Pferd unter 5 Jahren einen Wanderritt unternehmen ... und wenn es auch noch so sehr lockt!
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