Umstellung auf Weidehaltung
Der Übergang von der Stall- auf Weidefüttrung sollte vorsichtig erfolgen. Der Wechsel von trockenem und meist rohfaserreichem, eiweißarmen Stallfutter auf das wasserreiche, rohfaserarme und eiweißreiche Frühjahrsweidefutter kann zu Verdauungsstörungen führen. Es kann zu wäßrigem Durchfall, Koliken, mitunter in Einzelfällen zu Intoxikationen (Hufrehe, besonders bei Ponys) oder dicken, angelaufenen Beinen kommen.
Zur Verringerung des Risikos stellt man die Pferde im Frühjahr zunächst nur für wenige Stunden auf die Koppel oder es wird mit Grünfutter im Stall angefüttert.
Ist beides nicht möglich, sollte bei sehr eiweißreichem Bewuchs in der ersten Woche Koppelgang , zusätzlich altes Heu oder Stroh zugefüttert werden.
Besonders bei ungünstigen Witterungslagen (Nächte unter 10 Grad und Tage mit Sonnenschein und über 15 Grad) sollten Pferde nicht morgens vor 10 Uhr auf die Weide gelassen werden! In den 'Turbogräsern' (besonders Wiesenschwingel und Weidelgras) speichern sich in diesen kühlen Nächten erhebliche Mengen Fruktan [1] (bis zu ca. 400 g reines Fruktan je kg Trockenmasse!!!), da das Wachstum der Pflanzen bei diesen Temperaturen stockt und demnach die Fruktane nicht verbraucht werden können. Bereits 7,5 Gramm Fruktan (ab 5 Gramm bereits kritische Menge!) je Kilogramm Körpergewicht des Pferdes lösen jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Hufrehe aus!
[Bearbeiten] Die Umstellung muss Schritt für Schritt erfolgen und man sollte folgendes beachten:
- die Fütterung ist langsam umzustellen. Zunächst nur ein- bis zweistündiges Weiden. Die Dauer ist in den folgenden Tagen zu verlängern
- in den ersten zwei bis drei Wochen erhalten die Pferde täglich vor dem Koppelgang Heu. Da es sehr strukturreich ist.
- das Mineralstoffdefizit des Weidefutters wird durch ein calcium- und magnesiumreiches Mineralstoffgemisch ausgeglichen
- bei sportlich genutzten Pferden oder bei nur begrenztem Weidegang ist es ratsam, alle Fütterungsmaßnahmen miteinander zu kombinieren.
- um die Weide nicht zu einem Parasitenreservoir werden zu lassen, sind die Pferde vor Weideauftrieb zu entwurmen.
Auf einer sehr guten Weide besteht das Risiko der Überversorgung. Pferde ursprünglicher Rassen (z.B. Ponys, Mix) können häufig verfetten.
Nicht zu empfehlen, ist die reine Weidehaltung bei Pferden, von denen zusätzlich hohe Arbeitsleistung verlangt wird, da die Tiere zur Aufnahme der notwendigen Futtermengen viel Zeit benötigen und sehr voluminöses Futter erhalten (Grasbauch). Zur Ergänzung ihrer Nährstoffversorgung können diese Pferde jedoch über Nacht auf die Weide gebracht werden.
Für Stuten und Fohlen, kann man bei einer guten Weide davon ausgehen,dass eine ausreichende Energie- und Eiweißzufuhr vorliegt. Auf ungünstigen Standorten oder bei fortschreitender Vegetation im Sommer wird Zufütterung notwendig. Ähnliches gilt für einjährige Fohlen.
Von den Mineralstoffen sind, vor allem zu Beginn der Saison, auf reinen Grasweiden evtl. Magnesium und Calcium knapp. Die Phosphor- Versorgung ist im allgemeinen ausreichend.
Auch im Stall verbleibende müssen Pferde langsam an Grünfutter gewöhnt werden. Es sollte täglich frisch gemäht und bei Zwischenlagerung in dünner Schicht ausgebreitet werden, um eine Erhitzung zu vermeiden (erhöhter Keimgehalt, Risiko von Verdauungsstörungen und Koliken).